Impulse zum Karfreitag | In passione Domini | C
Feier von Leiden und Sterben des Erlösers. Er stirbt hinein in die Aussichtslosigkeit der Welt um uns in unserer Ohnmacht abzuholen und zu seiner Fülle und seinem Frieden zu führen
Liturgische Hilfe für die österliche Bußzeit (Fastenzeit) und Ostern
Feier von Leiden und Sterben des Erlösers. Er stirbt hinein in die Aussichtslosigkeit der Welt um uns in unserer Ohnmacht abzuholen und zu seiner Fülle und seinem Frieden zu führen
Immer wieder ist der Mensch versucht sich zu verewigen. Die Wege dies zu erreichen sind so unterschiedlich, wie es die Menschen selber sind. Es kann zu Höchstleistungen anspornen, aber auch in Gewalt, Zerstörung und Vernichtung umschlagen.
Gott selbst zeigt uns in Jesus Christus einen Weg um die Ewigkeit zu erfahren: zu lieben. Wer das verstanden hat, ist dem Geheimnis dieses Gottesdienstes auf der Spur, die zum Altar führt auf dem sich Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandeln. Das ist ein unscheinbares Zeichen, ein Zeichen, das nur dem gläubigen Vertrauen offen ist, aber in ihm seine Kraft entfalten kann. So gehen wir in diese Nacht und erinnern uns an das Werk der Liebe, das Christus an seinen Freunden damals im Abendmahlsaal tat und heute auch uns schenkt.
Seit dem Aschermittwoch bereiten wir uns auf Ostern vor; wir haben uns bemüht um die Bekehrung unseres Herzens, um Versöhnung und um tätige Nächstenliebe. Gleichzeitig erleben wir die Gewalt durch Krieg und Terror in der Welt, in der Ukraine, in Syrien und vielen weiteren Orten dieser Welt. Überall sehnt man sich nach einem der Frieden und Heil bringen kann.
Heute sind wir zusammengekommen, um mit der ganzen Kirche in die Feier der österlichen Geheimnisse unseres Herrn einzutreten. Schon bei seiner Geburt Christi verkündeten Engel den Frieden auf Erden. Er ist in seine Stadt Jerusalem eingezogen; dort wollte er Angst, Leiden und Tod auf sich nehmen, dort sollte er auch auferstehen. Mit Glauben und innerer Hingabe begehen wir das Gedächtnis seines Einzugs. Wir folgen dem Herrn auf seinem Leidensweg und nehmen teil an seinem Kreuz, damit wir auch Anteil erhalten an seiner Auferstehung und seinem Leben
Der fünfte Fastensonntag heißt auch Passionssonntag, die Erinnerung an das Leiden Christi, seine Passion rückt immer näher. Prunkkreuze und Bil-der werden verhüllt, den Augen entzogen. Damit wird unser Blick ge-schärft und auf den Kern des Glaubens gerichtet: unsere Erlösung.
„Es geht! Gerecht.“ – so heißt das diesjährige Leitwort der Fastenaktion Misereor, die ebenso heute im Mittelpunkt steht. Es klingt so verführerisch von einer gerechten Welt zu reden. Gleichzeitig kommen uns zahlreiche Bilder von Ungerechtigkeit und Leid in den Sinn: der Krieg in der Ukraine und der Bürgerkrieg in Syrien, die ungerechte Verteilung der Güter, Hun-ger und Benachteiligung, auch in unserer Gesellschaft.
Das Handeln Jesu im heutigen Evangelium, seine Barmherzigkeit und Of-fenheit für die Not des Menschen, der immer wieder versagt, ermutigt uns barmherzig mit uns und anderen umzugehen.
Der vierte Fastensonntag trägt den lateinischen Namen Laetare, es ist der Anfang des Introitus „Laetare Jerusalem“ – „Freue dich Jerusalem“. Freilich ist die Freude in diesen Wochen, in denen wir mit den Berichten über den Krieg in der Ukraine konfrontiert werden, oft dem Entsetzen und der Ohnmacht gewichen. Dennoch heißt dieser Sonntag so und will uns ermutigen in der Zuversicht der Freude auf Gott hin auch mit den Bildern und Berichten umzugehen, die uns aufwühlen. Uns nicht mehr und mehr in die Enge und Grausamkeit der Welt drängen zu lassen, sondern aus dem Glauben in der Verlorenheit der Welt einen Weg zu Gott zu suchen, der immer bereit ist uns aufzunehmen und sich immer freut, wenn wir den Weg zu ihm suchen und gehen.
Was ist da für ein Gott, der das Morden und Töten zulässt? Warum greift er nicht ein und beendet den Krieg? Fragen, die sich viele in diesen Wo-chen stellen. Der Philosoph Friedrich Nietzsche nannte das Leid und Schei-tern in der Welt den Fels des Atheismus, also der Gottesleugnung.
Was ist das für ein Gott, von dem wir sagen, dass er barmherzig und gut sei und der scheinbar ohnmächtig ist wie wir im Angesicht von Gewalt und Brutalität wie sie uns in diesen tagen aus der Ukraine vermittelt wird. Keine einfache Antwort, aber eine Antwort, die er vor Jahrtausenden gab, kann auch heute tragen: Ich bin da. – So erscheint er dem Mose im bren-nenden Dornbusch. Er trägt mit uns das Leid, er ist sich nicht zu schade sich für uns die Hände schmutzig zu machen wie damals, als der die Kreuzbalken unter Spott und Hohn durch die Straßen Jerusalems schleppte.
Josef, er ist der Mann am Rande, im Schatten. Der schweigenden Hilfe.
Immer wieder werden wir mit der Brutalität der Macht konfrontiert. Ohnmächtig sehen wir gerade in diesen Tagen wie ein Gewaltherrscher unzählige Menschen für seine Machtgelüste leiden und sterben lässt. Wie er auch vor Kliniken und Einrichtungen für Kinder nicht zurückschreckt. Übermenschlich groß und mächtig erscheint uns da jemand.
In der Lesung auf dem Buch Genesis führt Gott Abraham in die Nacht hinaus, um ihm angesichts des gestirnten Himmels eine Verheißung auf viele Generationen hin zu geben. Da kann der Mensch klein und demütig werden, ohne klein gemacht und erniedrigt zu werden. Wer schon einmal staunend in den Sternenhimmel geblickt hat, weiß, dass solche Erfahrun-gen auch in den Herausforderungen des Alltags tragen können.
Wir erleben gerade, dass die großen menschlichen Versuchungen Macht Reichtum und Eitelkeit auch in unserer Zeit im Kleinen wie im Großen das Handeln bestimmen. Viele haben Angst vor dem Krieg, manche verborge-ne und seit Jahrzehnten überwundene Ängste brechen wieder hervor. Gleichzeitig erleben wir uns ohnmächtig dem Handeln Weniger ausgelie-fert.
In dieser Erfahrung trifft uns die Botschaft Gottes, dass er an unserer Sei-te ist und die Ohnmacht aushält. Das ist keine Vertröstung, sondern Bei-stand im Leid und Ermutigung den eigenen Handlungsspielraum zum Gu-ten zu nutzen.
Mit dieser Motivation gehen wir in diese österliche Bußzeit und vertiefen die Erfahrungen aus dem Glauben, um in den Herausforderungen des All-tags nicht unterzugehen.