Impulse zum 29. Sonntag im Jahreskreis | Ego clamavi | A
Ego clamavi | Lektionar I/A,344: Jes 45,1.4–6 | 1 Thess 1,1–5b | Mt 22,15–21 Christen dürfen sich nicht aus der […]
Ego clamavi | Lektionar I/A,344: Jes 45,1.4–6 | 1 Thess 1,1–5b | Mt 22,15–21 Christen dürfen sich nicht aus der […]
Unter Christen hört man immer wieder das Alte Testament sei grausam, im Neuen Testament bringe Jesus den Gott der Liebe ins Spiel. Das muss falsch sein, wenn es ein und derselbe Gott ist, der unzeitlich ewig ist.
In der heutigen Lesung aus dem Buch Levitikus hören wir es deutlich. Jesus verstärkt die Aussage des alten Bundes in seiner Bergpredigt und untermauert den Anspruch seiner Lehre mit der Fürsorge für den anderen.
Damit werden ganz konkrete Forderungen aufgestellt, die wir im Alltag einlösen sollen. Freilich bleiben wir oft dahinter zurück, begnügen uns nicht mit Aug um Aug und Zahn um Zahn, sondern wollen immer mehr. Vergeltung verselbständigt sich. Das passiert im Großen wie im Kleinen, so entstehen Neid, und Streit.
Die Krise der Kirche zeigt sich auch immer wieder am eigenen Anspruch und Selbstverständnis. So sehr wir als Kirche, als Gemeinschaft von Glau-benden Vorbild für die Gesellschaft sein wollen, so sehr wissen wir, dass wir alle fehlbare Menschen sind.
Den Worten des Weisheitslehrers Jesus Sirach den Geboten Gottes zu fol-gen, können wir zustimmen und doch spüren, dass wir sie nicht voll erfül-len werden. Auch Jesu Forderungen aus der Bergpredigt bleiben nicht weit dahinter zurück. Ist der Glaube dann nicht doch nur etwas für weni-ge?
Nein unser Glaube ist bestimmt nicht etwas für wenige Auserwählte, son-dern Gott will alle Menschen zu seiner Fülle führen, weil er alle erlöst hat. Das Feiern wir in dieser heiligen Messe, das feiern wir und dürfen uns be-wusst sein, dass wir das Ziel unserer Heiligkeit noch nicht erreicht haben, uns vielmehr auf dem Weg dazu befinden.
In diesem Geist rufen zu unserem Herrn Jesus Christus, unserem Kyrios:
Es gibt Dinge, die wir erst bemerken, wenn sie nicht mehr da sind. Kaum jemand nimmt von der Straßenreinigung oder den Reinigungskräften Notiz, erst wenn es nicht mehr sauber ist, fällt es auf.
Wir können die Reihe fortsetzen, nur der aufmerksame bemerkt es, allen anderen tut es unbewusst einfach gut. Im heutigen Evangelienabschnitt aus der Bergpredigt gebraucht Jesus ein ähnliches Beispiel. Wir sollen Salz sein für die Welt, nicht anderen die Suppe versalzen, aber aus der Perspektive des Glaubens die nötige Würze in das Leben und die Gesellschaft einbringen. Jede Gesellschaft und jede Gemeinschaft braucht diese Voraussetzungen, die sie nicht selbst herstellen kann, Voraussetzungen auf denen sie aufbauen kann.
Im vergangenen Jahr haben die Kirchenaustrittszahlen einen traurigen Höhepunkt erreicht. Weniger als die Hälfte der Bewohner in Deutschland bekennen sich noch zu einer der beiden großen Kirchen. Aber nicht nur anonyme Zahlen, auch bei uns sind die Lücken in den Reihen der Kirchen-besucher zu sehen. Ist Kirche und Glaube ein Auslaufmodell?
Diese Frage stellten sich die Gläubigen immer wieder und versuchten Antworten zu finden. Der Prophet Zefánja spricht vor 2600 Jahren vom Rest Israels, der sich vor allem auf den Kern des Glaubens besinnen soll, um nicht im Trubel des Weltgeschehens unterzugehen. Ein Auftrag auch an uns, dass wir uns nicht ängstlich zurückziehen oder gar mit Gewalt unsere Meinung verbreiten. Dazu lädt uns Christus ein, der den Weg bis zum Tod am Kreuz gegangen ist. Ihn preisen wir als unseren Herrn, den Kyrios:
Ein Navi ist eine geschickte Sache, weil es mich zu meinem Ziel führt, auch wenn ich eine Abzweigung übersehe, oder mich ein Hindernis auf einen Umweg zwingt.
Die Kehrseite sind Berichte von Menschen, die sich heillos verfahren oder beispielsweise den gleichlautenden, aber falschen Ort wählen. Orientie-rung ist also auch zum Gebrauch eines Navis wertvoll.
Der Evangelist gibt uns auch eine Orientierung, er zeigt uns Wegmarken im Leben Jesu und macht damit die Botschaft Jesu für uns konkreter und fassbarer. Ja, mit dem Verweis auf den Propheten Jesaja macht er deut-lich, dass in diesem Jesus Christus der verheißene Messias in die Welt ge-kommen ist. Er ist wahrhaft Mensch und unser Herr und Kyrios, so schenkt er uns sein Erbarmen:
In der Taufe Jesu im Jordan kommt der Heilige Geist auf ihn herab und Gott selbst nennt ihn seinen geliebten Sohn. Damit ist alles geklärt, damit sollte klar sein, wer Jesus ist.
Was die Evangelien als außergewöhnliches Ereignis schildern, wie eine Proklamation, scheint jedoch kein gewaltiges Naturschauspiel gewesen zu sein, denn die Menschen, die zu Johannes an den Jordan pilgerten, er-kannten in Jesus nicht sofort den Messias. Es liegt im Wesen der Erlösung, dass sie nicht mit großem Spektakel daherkommt, sondern vor allem die mitnimmt, die bereit sind wahrzunehmen und zu hören.
So weist Johannes nicht nur seine Jünger, sondern auch uns hin auf den, der das Lamm Gottes ist und uns als Kyrios sein Erbarmen schenkt
Drei Festgeheimnisse aus den Evangelien gehören eng zusammen, die Er-scheinung des Herrn, die Taufe Jesu im Jordan und die Hochzeit zu Kana. In allen drei Geschichten wird die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus of-fenbar. Die Weisen aus dem Osten kommen von weit her, um diese Herr-lichkeit zu sehen, in der Taufe erleben die Menschen am Jordan, dass in diesem Jesus auf besondere Weise Gottes Liebe erfahrbar wird und im Wunder bei der Hochzeit zu Kana spüren die Menschen, dass Gottes Liebe in Überfülle für die Menschen da ist. Jeder, der offen ist für Gott, kann es erfahren.
Als getaufte Christen, als Gottes geliebte Kinder wollen auch wir uns dieser Herrlichkeit öffnen und unsere Zeit mit seiner Gegenwart erfüllen las-sen.
Was für ein bunter Zug sich da auf den Weg macht. Die Weisen aus dem Morgenland suchen das göttliche Kind, den König der Welt. Im Evangeli-um sind es noch keine Könige, sondern weise Menschen, Frauen und Männer, die sich den Weitblick bewahrt haben in der Enge des Alltags. Menschen, die über den eigenen Tellerrand blicken können und so wahr-haft königlich sind.
Wie die Sternsinger heute laden sie uns ein, die frohmachende Botschaft in die Häuser und Wohnungen zu tragen. Menschen, in ihren Sorgen und Nöten mit der Weite der Botschaft der Liebe, die uns im göttlichen Kind aufstrahlte zu ermuntern. Wer aufbricht und mit ihnen zum göttlichen Kind zieht, um es anzubeten, wird selbst den königlichen Glanz in seinem Leben erfahren.