Gedanken zu Weihnachten

Bewundert, o Menschen, dies große Geheimnis:
Der höchste Beherrscher erscheinet der Welt.

Was in der Bachkantate zum ersten Advent (BWV 62) anklingt umschreibt den Kern des Weihnachtsfestes. Es ist ein Geheimnis, das wir in seiner ganzen Tiefe nicht durchdringen werden. Gott kommt zur Welt um ein Gott mit uns zu sein!

Der Evangelist Matthäus berichtet: Damit erfüllte sich, was Gott durch seinen Propheten vorhergesagt hatte: „ Eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn bekommen.  Den wird man Immanuel nennen.” Das bedeutet: „Gott ist mit uns!” (Mt 1,22-23)
Beinahe beiläufig zitiert der Evangelist Matthäus den Propheten Jesaja um ein Geheimnis auszusprechen, das uns zutiefst betrifft und in unserem Glauben ausmacht.

Der Unumfassbare und Unbegreifliche ist mit uns. Der Herr und Ziel der ganzen Schöpfung ist, der die Menschen ins Dasein gerufen hat, begegnet uns in unserer Menschlichkeit. Er wollte ganz bei uns sein, nicht nur eben irgendwie auch mit dabei.
Der Mensch, der auf Gott hin entworfen ist, erlebt diesen Gott nicht nur als seinen Schöpfer und Erlöser, der barmherzig mit ihm und seiner Schuld umgeht, sondern als einen der zuinnerst im Menschen ist. Es ist unglaublich und unbegreiflich, dass dieser Gott ganz einer von uns werden wollte und sein will.

Durch seine Menschwerdung verändert sich der Mensch und seine Geschichte. Er selbst ist ein Ziel, das dem Leben des Menschen einen tiefen Sinn gibt, den er selbst nicht schaffen kann. Alles, was in unserer Erfahrung immer vorläufig, endlich und vergänglich bleiben wird, vollendet sich in Gott. Dabei bleibt das Geschehen der Heiligen Nacht aber immer noch anfanghaft.

Um die Radikalität des christlichen Verständnisses des ‚Gott mit uns‘ zu verstehen genügt es nicht uns aus Gott hervorgehend und zu ihm hingehend zu begreifen. Nicht weil der Unendliche uns mit (endlichen) Gaben beschenkt ist er mit uns, sondern weil er uns seinen Geist schenkt. Damit wird deutlich, dass es nichts äußerliches ist, sondern im Innersten des Menschen Wirklichkeit wird, was wir feiern.

So ist auch die bleibende Verheißung aus der Heiligen Schrift wie sie der Apostel Paulus an die Christen in Rom schreibt: „So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“ (Röm 8,16)

Als endliche Menschen laufen wir leicht Gefahr sogar unsere Erlösung mit endlichen Kategorien zu beschreiben. Doch Gott ist mit uns heißt, dass solche Versuche zu kurz greifen.

„Jede Sünde in der Welt bezeugt eigentlich, weil ein endliches Gut absolut setzend, diese falsche Bescheidenheit, die uns verboten ist.“ (Karl Rahner) Nicht weil Gott uns Vorschriften und Gebote gibt, sondern, weil er zuinnerst in uns Menschen Wohnung nimmt.

Die Radikalität der Weihnachtsbotschaft enthüllt sich, wo wir unser Wesen als Gott geschenkt erfahren. Das lehrt die Kirche vom Ja Marias zum Heilsplan Gottes. Wo dieses ja zu Gott ganz gesprochen wird, kann er in uns Wirklichkeit werden, jene Wirklichkeit die sich einst im Gegenüber mit Gott vollenden wird.

Daher kann Gott auf alle endlichen Insignien der Macht verzichten und als Kind in diese Welt kommen. So kann er am Ende vor Pilatus sagen, dass er gekommen ist von der Wahrheit Zeugnis abzulegen.


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