Apertae sunt | Lektionar II/B, 461: Apg 6,8–10; 7,54–60 | Mt 10,17–22
Wir verbinden Weihnachten meist mit einer heilen Welt, oft genug folgt die Enttäuschung auf dem Fuß, wenn die oft hohen Erwartungen nicht erfüllt werden oder uns unvermittelt Nachrichten von Terror und Gewalt erreichen. Doch Gott kommt nicht eine heile Welt, sondern eine heilungsbedürftige. Er will Erlöser sein, für alle Menschen und besonders in den Herausforderungen der Zeit.
Am zweiten Weihnachtstag gedenken wir einem der sieben ersten Diakone der jungen Kirche in Jerusalem. Stephanus war ein Mann voll Gnade und Kraft und voll des Heiligen Geistes. Sich von Gott in Dienst nehmen lassen beschreibt den diakonischen Dienst der Kirche gut, weil sie durch den Dienst das Heil zu den Menschen bringt.
Stephanus ist auch der erste Märtyrer der Kirche, der bereitwillig, ja mutig und fast frohgemut für seinen Herrn zu sterben bereit ist. Damit Weihnachten in der Wirklichkeit ankommt, müssen wir es auch in den Schrecken der Welt konjugieren.
So preisen wir Jesus Christus, den Mensch gewordenen Gottessohn als unseren Herrn, den Kyrios:
Kyrie
Herr, Jesus Christus,
menschgewordene Liebe Gottes. Kyrie eleison.
Du bist die Kraft der Märtyrer. Christe eleison.
Als kleines Kind veränderst Du die Welt. Kyrie eleison.
Gloria | Tagesgebet | MB 871
Allmächtiger Gott,
wir ehren am heutigen Fest
den ersten Märtyrer deiner Kirche.
Gib, dass auch wir unsere Feinde lieben
und so das Beispiel
des heiligen Stephanus nachahmen,
der sterbend für seine Verfolger gebetet hat.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Erlöser,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. AMEN
Fürbitten
Stephanus hat bei seinem Tod den Himmel offen gesehen und für seine Verfolger gebetet. Herr, Jesus Christus, wir bringen unsere Bitten vor dich:
- Wir beten für die vielen Christen auf der ganzen Welt,
die um ihres Glaubens willen verfolgt werden.
Stärke sie und gib ihnen die Kraft
bis zum Ende standhaft zu bleiben. - Wir beten für alle Christen bei uns und weltweit,
die in diesen Tagen Benachteiligung erfahren,
weil sie versuchen den Glauben
an den menschgewordenen Gott zu leben,
dass sie Gottes Beistand spüren. - Wir beten für alle Menschen, die mit der Frohen Botschaft
von der Menschwerdung Gottes nichts mehr anfangen können.
Zeige ihnen, dass du der Retter und Erlöser bist,
der Himmel und Erde miteinander versöhnt hat. - Wir beten für alle Menschen,
die sich nach Gerechtigkeit und Freiheit sehnen.
Schenke ihnen dauerhaften Frieden. - Wir beten für alle Menschen, die ihren Lebensweg vollendet haben.
Lass sie am ewigen Leben teilhaben,
das du denen bereitest, die zu dir stehen.
Herr, du hast deine Jünger aufgefordert, sich keine Sorgen zu machen. Dir übergeben wir unsere Sorgen im Vertrauen, dass du die Deinen rettest, heute und in alle Ewigkeit. AMEN.
Schlussgebet | MB
Herr, unser Gott, wir danken dir
für die Gnade dieser festlichen Tage.
In der Geburt deines Sohnes schenkst du uns das Heil;
im Sterben des heiligen Stephanus
zeigst du uns das Beispiel
eines unerschrockenen Glaubenszeugen.
Wir bitten dich: Stärke unsere Bereitschaft,
deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus,
standhaft zu bekennen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. AMEN.
Hinführung zur ersten Lesung | APG 6,8–10; 7,54–60
Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte,
schreibt in diesem Werk
über das Wirken des Heiligen Geistes in der Urkirche.
Wichtig ist ihm dabei
das Zeugnisgeben der Christen,
wenn nötig, mit ihrem Leben.
Stephanus wird in der folgenden Lesung
als erstes Beispiel hingestellt.
Christus nachzufolgen heißt,
den Weg ans Kreuz zu gehen.
Das Ende des Stephanus verdeutlicht dies
auf eindrucksvolle Weise.
Bis in die Wortwahl hinein stellt Lukas
Parallelen zum Schicksal Jesu her.
Hinführung zur zweiten Lesung |
In der Leseordnung ist nur eine Lesung vorgesehen.
Lesehinweis
…
Meditation
Stephanus, ein weihnachtlicher Mensch,
einer der Weihnachten erlebt und ernst genommen hat.
Das Geheimnis der Heiligen Nacht
wurde zum Grundgeheimnis seines Lebens.
„In jenen Tagen wirkte Stephanus voll Gnade und Kraft
große Wunder und Zeichen unter dem Volke.“ (Apg 6,8)
Voll Gnade und Kraft.
Das Erste, was gesagt wird.
Der Mann, der über sich selbst hinausgewachsen ist,
der Mensch, der alle menschlichen Grenzen hinter sich lässt,
der übermenschliche Möglichkeiten zur Verfügung hat,
weil er die Botschaft
von der Vergöttlichung des Menschen
ernst genommen hat:
dass die göttliche Kraft
und die göttliche Wirklichkeit
zur Verfügung steht
und in uns am Wachsen und Werden ist,
und dass deswegen der Raum,
der über dem gläubigen Menschen,
dem Christen, steht,
mehr ist als der nur menschliche Raum
Reinhard Röhrner
Meditation | Alternative
Als kleines Kind,
wehrlos und hilfsbedürftig
kam ER in die Welt.
Dem alle Macht gehört,
der unsagbar groß ist
macht sich klein für uns.
Ein Gott,
der uns den Weg zeigt
wie wir zueinander finden.
Den Weg der Liebe,
die achtsam ist für den anderen
und offen für Gottes Wort.
So klein wollte ER werden,
dass wir den Mut haben
im Kleinen Gottes Größe zu ahnen.
Reinhard Röhrner