Spiritus Domini | Lektionar III/C, 231:
Apg 2,1–11 | 1 Kor 12,3b–7.12–13 od. Röm 8,8–17 | Joh 20,19–23 od. Joh 14,15–16.23b–26
Die Welt wirkt durcheinander. Hilflos sehen wir einem Weltgeschehen zu, das wird nicht beeinflussen können und das vielen Angst macht. Da sehnt man sich nach einer klaren Antwort, die scheint es aber nicht zu geben. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein schreibt in seinem Tractatus „Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“
Damit spricht er keine Denkverbote aus, ganz im Gegenteil. Er ermutigt eine Sprache zu finden, die Wirklichkeit beschreibt. Am Pfingstfest geschieht das seit dem ersten Pfingsten in wörtlichen Gegensatzpaaren wie Sturm und Stille und macht so deutlich, dass die Erfahrung des Heiligen Geistes, die Grenzen unserer Welt, die Grenzen unseres Denkens aufsprengt und uns so offen machen möchte für Gottes Liebe.
Rufen wir um das Kommen des Geistes, der von Gott ausgeht:
Kyrie
Herr, Jesus Christus,
du sendest deinen Geist in die Welt. Kyrie eleison.
Geist Gottes erfülle die Herzen der Gläubigen. Christe eleison.
Dein Geist erneuert unseren Blick auf die Welt. Kyrie eleison.
Gloria | Tagesgebet | MB
Allmächtiger, ewiger Gott,
durch das Geheimnis des heutigen Tages
heiligst du deine Kirche
in allen Völkern und Nationen.
Erfülle die ganze Welt mit den Gaben des Heiligen Geistes,
und was deine Liebe am Anfang der Kirche gewirkt hat,
das wirke sie auch heute
in den Herzen aller, die an dich glauben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Erlöser,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. AMEN
Fürbitten
Der Heilige Geist wirkt auch heute in unserer Welt. In ihm rufen wir flehentlich zu Gott mit unseren Bitten:
- Wir bitten für die Menschen, die am Ende sind.
in den Kriegsgebieten unserer Tage,
in persönlichem Scheitern oder aufgrund von Krankheit und Alter.
Du Geist, der Leben schafft: | Wir bitten dich, erhöre uns. - Wir bitten für die Kirche und alle Gläubigen,
die offen sind für das Wirken des Heiligen Geistes
und so der Welt einen neuen Weg zur Wirklichkeit zeigen. - Wir bitten für die Verkünder der Frohbotschaft,
die mit offenen und ermutigenden Worten
Gottes Botschaft der Brutalität der Welt entgegensetzen. - Wir bitten für Mächtigen unserer Zeit,
die ihre Macht im Einklang mit Gottes Geist einsetzen
und die Welt zum Ort der Gotteserfahrung werden lassen. - Wir bitten für unsere Verstorbenen,
die auf in deine Liebe vertrauten
und um Trost für alle Trauernden im Geist Gottes.
Gott, unser Vater, dein ist die Macht und die Kraft und die Herrlichkeit durch deinen Sohn im Heiligen Geist in alle Ewigkeit. AMEN.
Schlussgebet | MB
Herr, unser Gott,
du hast deine Kirche
mit himmlischen Gaben beschenkt.
Erhalte ihr deine Gnade,
damit die Kraft aus der Höhe, der Heilige Geist,
in ihr weiterwirkt
und die geistliche Speise sie nährt
bis zur Vollendung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. AMEN.
Hinführung zur ersten Lesung | Apg 2,1–11
Die Juden feierten das Sieben-Wochen-Fest, Schawuot.
Sie erinnerten sich dabei an
den Bund Gottes mit den Menschen am Sinai.
Mit dem Heiligen Geist,
der die Jünger erfüllt und ihnen Mut und Kraft schenkt,
wird Gottes Bund auf neue Weise vertieft.
Wo Gottes Geist den Menschen erfüllt
und er aus diesem Geist handelt
ist das Gesetz der Zehn Gebote nicht mehr wichtig,
weil es die Jünger verinnerlicht haben.
Hinführung zur zweiten Lesung | 1 Kor 12,3b–7.12–13
Paulus erinnert die christliche Gemeinde,
dass sie aus der Vielfalt lebt.
Jeder Mensch ist geistbegabt
und soll seine unterschiedlichen Gnadengaben und Talente
in das Leben der Gemeinde einbringen.
So entsteht eine lebendige Gemeinde
damals in Korinth wie heute bei uns.
ODER: Hinführung zur zweiten Lesung | Röm 8,8–17
Biblische Bildsprache geht oft über den Wortsinn hinaus.
Wenn wir heute vom Fleisch hören,
ist damit der sterbliche Mensch
mit seiner Begrenztheit gemeint.
Im Geist bricht er diese auf
und kann im Miteinander mit Gott und Menschen
in der ihm geschenkten Freiheit leben.
Durch die Taufe ist dieser Geist
in uns grundgelegt und wir sind erlöst.
Lesehinweis
Bitte auf die Eigennamen der 1. Lesung achten.
Meditation
Komm Heiliger Geist,
komm in unsere Welt,
erfülle uns mit Kraft und Mut.
Komm und erhelle
das Dunkel unserer Welt,
wo Streit und Neid, Terror und Krieg,
die Herzen der Menschen bedrängt.
Komm und weite
unseren Geist und Sinn,
dass wir Egoismus und Engstirnigkeit
im Vertrauen auf dich überwinden.
Komm und stärke
uns in den Herausforderungen des Lebens,
dass wir begeistert
deine frohe Botschaft verkünden.
Komm und leite
unsere Gemeinde und die ganze Kirche,
dass sie aus deiner Gegenwart
Gemeinschaft und Leben gestalte.
Reinhard Röhrner
Meditation | Alternative
Vom Himmel her ein Brausen,
wie ein heftiger Sturm,
Zungen wie von Feuer von oben,
in anderen Sprachen reden.
Mächtige Bilder
einer unsagbaren Erfahrung,
von einer spürbaren Kraft,
die schwer zu beschreiben ist.
Wie bei Elija am Horeb,
kommen mächtige Zeichen,
wirkt alles durcheinander,
ehe Gott in der Stille kommt.
Im Hören
erleben die Menschen damals
wie die Freunde Jesu
seine Botschaft weitergeben.
In der Stille kann auch ich erfahren,
was Pfingsten für mich heißt,
was der Heilige Geist
in mir bewirken will.
Reinhard Röhrner