Intret oratio | Lektionar II/B, 374:
1 Kön 17,10–16 | Hebr 9,24–28 | Mk 12,38–44 (oder 12,41–44)
Eine zentrale Erfahrung des menschlichen Lebens ist das Loslassen. Es fällt uns oft schwer, etwas lieb Gewonnenes oder auch nur etwas Gewohntes loszulassen. In seinem Psalmenkommentar schreibt der Kirchenlehrer Augustinus den wertvollen Satz: „incipit exire, qui incipit amare“, Wer beginnt sich zu lösen, beginnt zu lieben. Oft denken wir, dass wir das was wir lieben, gerade nicht verlieren möchten und doch wird sich die gereifte Liebe dazu aufschwingen, dem Geliebten die Freiheit zu schenken. Ganz wie Eltern die ihre Kinder lieben und ihnen alles mitgeben möchten, was sie zum Leben brauchen und doch wissen, dass sie ihnen helfen werden, den eigenen Weg in die Freiheit zu gehen. Rufen wir zu Christus, unserem Kyrios, der auch uns die Freiheit in Liebe schenken will
Kyrie
Herr, Jesus Christus,
du bist für uns Mensch geworden.
Du hast dein Leben für uns eingesetzt.
Du bist für uns durch die Nacht des Todes gegangen
Gloria | Tagesgebet | MB 246
Allmächtiger und barmherziger Gott,
wir sind dein Eigentum,
du hast uns in deine Hand geschrieben.
Halte von uns fern, was uns gefährdet,
und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt,
damit wir freien Herzens deinen Willen tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Erlöser,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. AMEN
Fürbitten
Wir beten voll Vertrauen zu unserem Gott und Vater, der uns Jesus Christus sandte, unseren Herrn und Erlöser, der auf alles verzichtete um uns ganz nahe sein zu können:
- Für die Menschen, die sich in diesen Tagen ängstigen,
wegen der politischen Lage auf der Welt,
dass sie im Vertrauen auf dich Zuversicht schöpfen. - Für die Menschen, die ihr Heil
in Besitz und Macht suchen,
dass sie die Freude des Teilens und der Offenheit erfahren. - Für die Menschen, die in Enge und Angst leben,
lass sie Weite im Geist und Herzen,
sowie Ruhe und Frieden erfahren. - Für die Menschen, die munter Terror und Krieg leiden,
dass sie Wege zu Frieden und Versöhnung finden. - Für die Menschen in Spanien, die unter der Flut leiden,
dass sie schnell und nachhaltig Hilfe erfahren. - Für unsere Verstorbenen, die bei dir sein dürfen,
dass wir dankbar für die gemeinsame Zeit sein können
und selbst die Erlösung in Fülle bei dir erwarten.
Du teilst das Leben mit uns, damit wir lernen miteinander zu teilen um zu leben. Lass uns immer tiefer der Freude an Güte und Barmherzigkeit erfahren und weiterschenken, darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. AMEN
Schlussgebet | MB
Wir danken dir, gütiger Gott,
für die heilige Gabe,
in der wir die Kraft von oben empfangen.
Erhalte in uns deinen Geist
und lass uns dir stets aufrichtig dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. AMEN
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn. AMEN.
Hinführung zur ersten Lesung | 1 Kön 17,10–16
Immer wieder gibt es schwere Zeiten für die Menschen,
Zeiten in denen die eigene Existenz bedroht ist,
damals im 9. Jahrhundert vor Christus durch Hunger,
heute durch Arbeits- oder Sinnlosigkeit
oder auch die Folgen der Pandemie.
Elija, der als Prophet auf der Flucht ist,
wird zum Sinn- und Lebensspender für die arme Witwe,
seine Gegenwart und Gottes Wort
verändern die Welt, damals und heute.
Hinführung zur zweiten Lesung | Hebr 9,24–28
Die Rede vom Endgültigen macht uns oft Sorge.
Es gibt dann kein zurück mehr,
keine zweite Chance, keine Alternative.
Für uns Christen freilich sollte es anders sein,
weil wir das Letzte und Endgültige mit Gott verbinden,
in ihm begegnen wir dem,
der uns erlöst hat
und in seine Fülle führen möchte,
dazu mahnt der Hebräerbrief
aus dem Ende des ersten Jahrhunderts auch uns.
Lesehinweis
Elija – Betonung auf dem i
Meditation
Sie hat es gewagt,
einfach so, fast unbemerkt
hat sie es einfach getan,
sie gab ihr ganzes Leben.
Nicht ängstlich oder tollkühn,
nicht vor aller Augen
und doch wahrnehmbar für jeden
der aufmerksam war.
Die Witwe lebt,
was sie im Glauben verstanden hat,
Gott zu lieben mit ganzem Herzen,
mit allem, was wir haben.
Reich beschenkt konnte sie gehen,
weil sie der Gabe nicht nachtrauerte,
sie nicht doch noch im Herzen trug,
sondern offenen freien Herzens schenkte.
Hilf uns Herr,
mit offenem Herzen in die Welt zu gehen,
mit offenem Herzen zu geben und zu schenken,
dass wir die Fülle erfahren dürfen,
du in unserem Herzen Platz findest.
Reinhard Röhrner
Meditation | Alternative
Schenke groß oder klein,
aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
die Gaben wiegen,
sei dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
was in dir wohnt
an Meinung, Geschmack und Humor,
so dass die eigene Freude zuvor
dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
dass dein Geschenk
du selber bist.
Joachim Ringelnatz
Weitere Impulse
24 B Jahreskreis – Sonntag 32 – intret oratio