Warum ich?

Warum trifft es mich? Warum ausgerechnet ich?
So fragte mich eine Frau, der ich seit geraumer Zeit monatlich die Kommunion bringe, eine brave und fromme Frau, die unter den gebrechen des Alters leidet und nun einen aggressiven Krebs hat.

Warum mich?

Diese Frage konnte ich nicht beantworten und kann sie immer noch nicht beantworten. Sie selbst wollte mir eine Antwort in den Mund legen, die ich nicht akzeptieren kann. – Es ist wegen meiner Schuld, oder? Was habe ich getan, dass das so kommen muss?

Wir stehen da und finden keine Antwort. Wir sehen nur unseren Teil der Wirklichkeit. Wir könnten auch ganz anders fragen. In der Gesundheit stellen wir uns die Frage meist nicht, warum ich nicht? Wir nehmen es hin oder setzen es bewusst oder unbewusst sogar voraus.

Warum sind mir so viele Dinge geschenkt, die andere entbehren müssen? Ich darf in tiefer Demut dankbar sein, ein Dach über dem Kopf, eine Aufgabe im Leben haben und viele nette Menschen zu kennen, die es gut mit mir meinen. Dankbar begegne ich auch der kranken Frau. Ich sage ihr,d ass ich keine Antwort habe, aber ich erzähle ihr auch, wie sie mich zum nachdenken gebracht und dankbar werden ließ.

Mit großen Augen schaut sie mich an: „Ehrlich Herr Pfarrer? – Ich dachte immer Sie wissen alles, weil sie immer so viele Antworten auf alles Mögliche haben.“ Dabei lächelt sie ein wenig verschmitzt und fügt hinzu: „Zum Danken habe ich auch viel, danke, dass sie gekommen sind und es mir erzählten.“


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