Salus populi | Lektionar III/C, 361: Am 8,4–7 | 1 Tim 2,1–8 | Lk 16,1–13 (oder 16,10–13)
Viele unterschiedliche Sorgen treiben uns Menschen in diesen Wochen und Monaten um. Die Unsicherheit der Weltlage mit den offenen und verborgenen Konflikten, den wirtschaftlichen Zwängen oder der Willkür mancher Handelnder.
Der Herbst der Reformen ist angekündigt, das Geld ist knapp, sagt man. Doch wo soll und darf gespart werden? Was ist entbehrlich und was notwendig? Keine einfachen Fragen, noch mühsamer sind die Antworten. Das soziale Angesicht unserer Gesellschaft darf in jedem Fall nicht hinter neoliberaler Programmatik und Wettrüsten verloren gehen. Vor 2800 Jahren hat das der Prophet Amos in seiner Sozialkritik schon betont und seine Worte wirken wie eine Blaupause aktueller Probleme.
So rufen wir zu unserem Herrn, dem Kyrios, der einen inneren Reichtum schenkt, der uns tragen kann:
Kyrie
Herr, Jesus Christus,
du bist die Fülle für uns. Kyrie eleison.
Du zeigst uns Wege des Miteinanders. Christe eleison.
Du ermutigst uns im Anderen Gott zu begegnen. Kyrie eleison.
Gloria | Tagesgebet | MB 237
Heiliger Gott,
du hast uns das Gebot der Liebe
zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen
als die Erfüllung des ganzen Gesetzes.
Gib uns die Kraft,
dieses Gebot treu zu befolgen,
damit wir das ewige Leben erlangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Erlöser,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. AMEN
Fürbitten
Wir feiern Gott in unserer Mitte, er lädst uns ein, unsere Nöte und Sorgen vor ihn zu bringen und bitten ihn:
- Wir beten für alle Menschen, die ungerecht behandelt,
und an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden,
dass sie Gerechtigkeit erleben. - Für alle Menschen, die Schuld auf sich geladen haben,
oder an denen andere schuldig geworden sind,
dass sie großherzig verzeihen können und selbst Vergebung erfahren. - Für alle Menschen, die Angst haben
und denen das Leben und Welt oft zu komplex ist,
dass sie Frieden und Verständnis finden. - Für alle Menschen, die vor großen Herausforderungen stehen,
dass sie mit Ruhe und Weitsicht die Geister unterscheiden lernen
und die richtigen Entscheidungen treffen. - Für alle Menschen, die sich für den Erhalt der Schöpfung einsetzen,
dass sie mutige und kreative Wege finden
und so die Gesellschaft prägen können. - Für die Sterbenden, die auf ihrem letzten irdischen Weg sind
und alle unsere Verstorbenen,
nimm sie auf in deine liebende Gegenwart
und tröste alle Trauernden in österlicher Hoffnung.
Du schenkst Gerechtigkeit und Frieden. Wir danken dir für deinen Beistand heute, alle Tage und bis in alle Ewigkeit. AMEN-
Schlussgebet | MB
Allmächtiger Gott,
du erneuerst uns durch deine Sakramente.
Gewähre uns deine Hilfe
und mache das Werk der Erlösung,
das wir gefeiert haben,
auch in unserem Leben wirksam.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. AMEN.
Hinführung zur ersten Lesung | Am 8,4–7
Soziale Ungerechtigkeit, Machtspiele, grenzenlose Gier
auf Kosten der kleinen Leute
rufen den Propheten Amos auf den Plan.
Ein Bauer aus dem Südreich Juda
prangert die Ungerechtigkeit im Nordreich Israel
im 8. Jahrhundert vor Christus an.
Im Namen Gottes warnt er vor drohendem Unheil,
zu dem die Ungerechtigkeit führt.
Der gerechte Gott steht immer auf der Seite
der zu kurz Gekommenen und Habenichtse.
Hinführung zur zweiten Lesung | 1 Tim 2,1–8
In der Feier des Gottesdienstes
wissen wir uns mit Gott und allen Menschen verbunden.
Der Brief an Timotheus ist an einen Gemeindeleiter gerichtet.
Im Geiste des Apostels Paulus
wird betont, wie Gottesdienste sein sollen,
einschließlich dem Gebet für alle Menschen,
egal woher sie kommen,
ob mächtig oder machtlos,
ob Frau oder Mann,
sowie der einzelnen Rollen im Gottesdienst.
Lesehinweis
Amos – Betonung auf lang gesprochenem A
Bei Timotheus wird das o betont
und e-us getrennt gesprochen
Meditation
Du selbst, Jesus,
lobst die Klugheit
des ungerechten Verwalters.
Heiligt der Zweck doch die Mittel?
Kann man den loben,
der doch offenbar Unrecht tut?
Mit Leidenschaft
alles für das Leben in die Waagschale werfen,
das macht mir der Verwalter vor.
Mutig immer wieder
neue Wege suchen und gehen
um den Menschen deine Botschaft zu verkünden.
Immer unterwegs sein,
das Heil den Menschen
nahe zu bringen.
Reinhard Röhrner
Meditation | Alternative
Jesus lobt die Klugheit des ungerechten Verwalters,
lobt er also die Ungerechtigkeit?
Es bleibt eine Stolperschwelle in dieser Gleichnisrede Jesu,
weil doch Ungerechtigkeit nicht einfach gut sein kann.
Ist es nicht Gott selbst,
der für Recht und Gerechtigkeit steht
und immer wieder gegen Willkür aufsteht,
der in weltlicher Ungerechtigkeit sein Heil zusagt?
Die Klugheit des Mannes besteht darin,
dass er Schuld vergibt,
nicht nur die Schuld ihm gegenüber,
sondern auch gegenüber dem Gutsherrn.
Ein Weg auch für uns und unser Leben,
anderen Schuld vergeben,
denen, die uns gegenüber schuldig wurden,
und allen, die sich Gott gegenüber versündigt haben.
Wer Schuld vergibt, wird barmherzig,
mit sich selbst und den anderen Menschen.
So wird das Leben leichter und erfüllter,
so komme ich auch Gott selbst näher.
Reinhard Röhrner