Impulse zum 23. Sonntag im Jahreskreis C | Iustus es

Iustus es | Lektionar III/C, 346: Weish 9,13–19 | Phlm 9b–10.12–17 | Lk 14,25–33

Wie schnell verlieren wir uns in die Kleinigkeiten unseres Alltags, die uns gefangen nehmen und unsere Aufmerksamkeit binden, obwohl es eben nur Kleinigkeiten sind, aber in d er Fülle nehmen sie uns ganz in Beschlag. Da ist es gut, einen Schritt zurückzutreten, geistig einen Abstand zu gewinnen, um sich ein wenig Überblick zu verschaffen.
Dann können wir lernen wichtige von weniger wichtigen Dingen zu unterscheiden und unser Handeln danach ausrichten. Der Geist der Weisheit, den Gott uns allen schenken will, hilft uns dabei, ihm dürfen wir jetzt in diesem Gottesdienst nachspüren In diesem Geist rufen wir zu unserem Herrn, dem Kyrios:

Kyrie

Herr, Jesus Christus,
du willst die Mitte unseres Lebens sein. Kyrie eleison.
Du stärkst unser Vertrauen in deine Gegenwart. Christe eleison.
Du schenkst uns mehr als wir erwarten. Kyrie eleison.

Gloria | Tagesgebet | MB 235

Gütiger Gott,
du hast uns durch deinen Sohn erlöst
und als deine geliebten Kinder angenommen.
Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben,
und schenke ihnen die wahre Freiheit
und das ewige Erbe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Erlöser,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. AMEN

Fürbitten

Du lädst uns ein unser Kreuz auf uns zu nehmen und dir zu folgen. Mit allen Sorgen kommen wir deshalb vertrauensvoll zu dir und bitten dich:

  • Viele Bäume tragen reife Früchte.
    Lass auch unser alltägliches Bemühen Frucht tragen,
    dass wir dich in der Welt bezeugen können.
  • Lebenspläne, Partnerschaften und Familien zerbrechen.
    Begleite alle, die sich am Ende fühlen
    und schenke ihnen neue Kraft aus dem Glauben.
  • Die Kriege unserer Tage bedrängen uns und machen Angst.
    Lass die Menschen Wege des Friedens gehen
    und so an einem neuen Miteinander aus dem Glauben arbeiten.
  • Stärke unsere Pfarrgemeinden und alle Christen in unserem Land,
    den Glauben in die Gesellschaft zu tragen
    und an andere weiter zu geben.
  • Durch den Tod sind liebe Menschen von uns getrennt.
    Nimm sie auf in deine grenzenlose Liebe
    und tröste uns mit der Hoffnung auf die Auferstehung.

Wir wollen alle Hoffnung auf Gott setzen und die Gemeinschaft mit ihm als unseren innersten und wertvollsten Besitz sehen. Lass uns mehr und mehr in diese Liebe hineinwachsen bis in Ewigkeit. AMEN.

Schlussgebet | MB

Herr, unser Gott,
in deinem Wort und Sakrament
gibst du uns Nahrung und Leben.
Lass uns durch diese großen Gaben
in der Liebe wachsen
und zur ewigen Gemeinschaft
mit deinem Sohn gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. AMEN.

Hinführung zur ersten Lesung | Weish 9,13–19

Einige Bücher des Alten Testaments
wie das Buch der Weisheit
sind ursprünglich in Griechisch verfasst
und auch von der griechisch–hellenistischen Weisheitslehre beeinflusst.
Es zeigt sich, dass die Erkenntnisse der Tora,
des jüdischen Glaubens,
mit der Suche nach Einsicht und Vernunft einhergeht.
Glaube und Verständnis
fördern ein gutes Leben vor Gott.

Hinführung zur zweiten Lesung | Phlm 9b–10.12–17

Der kürzeste Brief im Neuen Testament
hat vor allem ein Anliegen:
Philemon soll den entlaufenen Sklaven Onesimus
wie einen Bruder aufnehmen.
Das durchbricht feste gesellschaftliche Schranken
und verdeutlicht,
dass Christen im letzten immer Gott vertrauen
und sich für die Schwachen einsetzen sollen

Lesehinweis

Bei Philemon und Onesimus
wird das e lange und betont gesprochen.

Meditation

Wir haben das Glück erfunden,
wir wissen wie wir uns einrichten
im Leben und in der Welt.

Wir haben das Glück erfunden,
die Welt organisiert und geformt,
dass sie uns passt.

Wir haben das Glück erfunden,
die Menschen angepasst
und eingereiht, damit nichts stört.

Ist das das Glück?
Finden wir das Heil im Organisieren,
im Formen von Welt und Mensch?

Können wir soweit fortschreiten,
dass wir das Glück für alle
für immer und ewig verkünden können?

Sehnen wir uns nicht vielmehr
nach Freiheit und Offenheit,
nach Lieben und Geliebtwerden?

Muss unser Herz nicht unruhig sein in der Welt
bis es einst einmal
in Gottes Liebe seine Ruhe, sein Heil findet?

Wir haben das Glück gefunden,
wenn wir uns in Gott geliebt erfahren
von ihm getragen und erlöst.

Reinhard Röhrner
vgl. Nietzsche, Augustinus

IMPULS ZUM WEITERDENKEN

Seht! Ich zeige euch den letzten Menschen.

»Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was ist Sehnsucht? Was ist Stern« – so fragt der letzte Mensch und blinzelt.

Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der Alles klein macht. Sein Geschlecht ist unaustilgbar, wie der Erdfloh; der letzte Mensch lebt am längsten.

»Wir haben das Glück erfunden« – sagen die letzten Menschen und blinzeln.

Sie haben den Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben: denn man braucht Wärme. Man liebt noch den Nachbar und reibt sich an ihm: denn man braucht Wärme.

Krankwerden und Misstrauen-haben gilt ihnen sündhaft: man geht achtsam einher. Ein Thor, der noch über Steine oder Menschen stolpert!

Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt, zu einem angenehmen Sterben.

Man arbeitet noch, denn Arbeit ist eine Unterhaltung. Aber man sorgt dass die Unterhaltung nicht angreife.

Man wird nicht mehr arm und reich: Beides ist zu beschwerlich. Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist zu beschwerlich.

Kein Hirt und Eine Heerde! Jeder will das Gleiche, Jeder ist gleich: wer anders fühlt, geht freiwillig in’s Irrenhaus. Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, Kapitel 6

Reinhard Röhrner

Weitere Impulse
25 C Jahreskreis – Sonntag 23 – iustus es

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