nos autem | Lektionar III/C,445: Num 21,4–9 | Phil 2,6–11 | Joh 3,13–17
„O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin! O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat.“ – So hören wir es alljährlich im Exsultet der Osternacht. Wenn wir Christis Auferstehung feiern, die nicht ohne seinen grauenvollen Tod am Kreuz gefeiert werden kann.
Im Lobgesang auf das Licht Christi, dass sinnbildlich mit der Osterkerze in die dunkle Kirche getragen wurde, beginnt sich der Horizont irdischer Enge zu weiten. Vom Ende her gedacht, liegt nicht mehr das Scheitern des Menschen, wofür Adams Schuld steht, im Mittelpunkt, sondern das Erlösungswerk Jesu, das in jeder Messfeier am Altar Wirklichkeit wird. Als Erlöste wissen wir: „Es starb der Tod, als am Kreuze das Leben starb.“
So rufen wir zu unserem Herrn, den Kyrios:
Kyrie
Herr, Jesus Christus,
du hast das Kreuz auf dich genommen. Kyrie eleison.
Du trugst es bis nach Golgota. Christe eleison.
Durch deinen Tod hast du uns erlöst. Kyrie eleison.
Gloria | Tagesgebet | MB 771
Allmächtiger Gott,
deinem Willen gehorsam,
hat dein geliebter Sohn
den Tod am Kreuz auf sich genommen,
um alle Menschen zu erlösen.
Gib, dass wir in der Torheit des Kreuzes
deine Macht und Weisheit erkennen
und in Ewigkeit teilhaben
an der Frucht der Erlösung.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Erlöser,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. AMEN
Fürbitten
„Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen“, sagt Jesus zu Nikodemus. So rufen wir in unseren Nöten zu ihm:
- Für die Menschen, die nach Sinn suchen,
um ermutigende Begleiter, die Wege zum Leben zeigen.
Christus, höre uns. | Christus, erhöre uns. - Für die Menschen in der Ukraine und im Nahen Osten
und anderen Orten von Terror und Krieg,
um Frieden und Versöhnung. - Für die jungen Menschen, die ihr Leben gestalten wollen,
um gute Begleiter, die sie ermutigen
den eigenen Weg zu suchen und zu gehen. - Für die Schülerinnen und Schüler um ein gelingendes Schuldjahr.
- Für alle Menschen,
die mit dem Kreuz ringen und hadern
um den Mut aus der Erfahrung des Kreuzes Kraft zu schöpfen. - Für die Menschen in der Krise des Lebens
um verständnisvolle Mitmenschen und tragende Freunde. - Für unsere Verstorbenen,
die wir im Herzen tragen und jene die vergessen sind,
um die Freude des Himmelreiches und Trost für die Trauernden.
Du nimmst auch uns mit offenen Armen auf, wenn wir zu dir kommen, unser Herr und Gott, darauf vertrauen wir alle Tage bis in Ewigkeit. AMEN.
Schlussgebet | MB
Herr, Jesus Christus,
du hast am Holz des Kreuzes
der Welt das ewige Leben erworben.
Führe uns durch diese Feier,
in der wir deinen geopferten Leib
empfangen haben,
zur Herrlichkeit der Auferstehung.
Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit. AMEN.
Hinführung zur ersten Lesung | Num 21,4–9
Der Weg in die Freiheit ist mühsam,
damals für das Volk Israel
wie auch heute für jeden einzelnen Menschen.
Der Glaube an Gott hilft,
dass wir im Kleinkram der Welt nicht untergehen,
sondern im Blick nach oben,
im Blick auf Gott,
das Ziel der Freiheit, ja der Erlösung erreichen.
Hinführung zur zweiten Lesung | Phil 2,6–11
Das älteste uns bekannte Christuslied der Urkirche
zitiert der Apostel Paulus
im Brief an die Christen in Philippi.
Es fasst poetisch komprimiert
das ganze Mysterium Jesu Christi:
seine Gottheit und seine Menschwerdung ebenso
wie seine Erniedrigung am Kreuz und die Erhöhung zu Gott.
So ist er uns allen ein Vorbild,
durch die Niederungen der Welt
zu Gott zu gelangen.
Lesehinweis
Númeri – Betonung auf dem u
Edom – Betonung auf dem e
Meditation
Im Tod sind alle gleich, sagen wir.
Vor dem Tod aber,
im Leiden und Sterben,
da sieht es anders aus.
Leid isoliert, macht einsam,
weil jeder für sich leidet,
weil man die Gefühle und Erfahrungen des Leidens
nicht einfach weitergeben kann,
weil wir das Leid gerne verdrängen wollen.
Jesu Leid ist anders,
es vereinzelt nicht,
sondern stiftet Gemeinschaft.
In seinem Leiden und Sterben,
verändert sich die Welt.
Leiden ist passiv,
Jesu Leiden wird zur aktiven Tat,
er geht für uns durch die Verlorenheit
von Scheitern und Leiden,
damit er uns in unserer Verlorenheit nahe sein kann.
Kreuzerhöhung, Leidenserhöhung,
kein Lobpreis auf das Leid,
und doch bewusster Weg
zu mir selbst
der Weg, mein Leben zu finden.
Reinhard Röhrner
Meditation | Alternative
Ob er mich sucht?
Er mir in meinem wirren Leben nachgeht
und mich wirklich sucht?
Oft kenne ich mich nicht mehr aus,
weiß nicht, was all das zu bedeuten hat,
was mir begegnet und widerfährt.
Manchmal verstehe ich mich selbst nicht,
warum ich so und nicht anders handle,
und immer wieder in die gleichen Fehler zurückfalle.
Und dann fühle ich mich schuldig,
weil ich andere verletze oder gering schätze
und meine Talente nicht nutze.
Und doch sucht er mich,
nicht wie ein Allwissender, der alles von mir weiß,
sondern wie ein guter Vater und eine liebende Mutter.
Er sucht mich und geht mir nach,
wo immer ich bereit bin
mich von ihm finden zu lassen.
Reinhard Röhrner