Gedanken zum Hochfest Fronleichnam

 Wir brechen auf und ziehen hinaus?

Wenn wir alljährlich am zweiten Donnerstag nach Pfingsten aufbrechen um aus der Kirche hinaus durch die Straßen des Dorfes zu ziehen, demonstrieren wir nicht zuerst einer säkularisierten Welt unseren Glauben, sondern tragen vielmehr das Heilige, ja das Allerheiligste unseres Glaubens zu den Orten unseres Lebens.
Das mag äußerlich klingen, ist aber bereits in den Ursprüngen des Festes im 13. Jhdt. und seiner Wurzeln in den Flurprozessionen bedeutsam. Der Mensch vergewissert sich seiner Welt und heiligt seine Welt. Er weiß sich im Weltganzen aufgenommen und von Gott bewahrt. So trägt er diesen Gott hin zu den Orten seiner alltäglichen Welt.
Die Prozession ist also nicht, was es zuerst zu sein scheint, eine Demonstration nach außen, sondern vielmehr ein Weg nach innen. Gottesbegegnung zeigt sich weniger in der Äußerlichkeit und im Verlieren in die Welt hinein, als vielmehr in der bewussten Entdeckung der Innerlichkeit des Menschen.
An den Ecken des Lebens stehen die Altäre, die wir aufrichten um seine Gegenwart zu feiern. In der Gestalt des Brotes ist der Erlöser selbst da, damit wir an unseren Ecken und Grenzen ganz auf ihn vertrauen können und Mut finden sich auf ihn einzulassen.
Wir sind die Gehetzten in der Welt von heute, hier haben wir den Mut zu Schreiten, unsere äußere und innere Unruhe mit dem zu begegnen, der uns die tiefe Ruhe schenken kann. Im Blick auf das verwandelte Brot in seiner Verehrung wird deutlich, dass wir selbst es sind, die verwandelt werden müssen. Vom Getriebenen zu dem der da sein kann, der sich dieses Dasein nicht erkämpfen und erringen muss, sondern es in sich trägt, weil er von Gott angesehen und wertgeschätzt ist.
Jede Lebenssituation verlangt, dass ich mich darauf einstelle und Antworten auf die Fragen finde, so erlebe ich mich immer wieder neu und gewandelt. Vollkommenheit beschreibt die Erfahrung des Menschen oft gewandelt zu sein um so immer mehr er selbst zu werden.
Die Prozession ist ein bewusstes Schreiten, keine Flucht oder Hetze, mit gefalteten Händen, nicht mit geballten Fäusten in die Welt gehen und dabei auch die zu segnen, die am Rande stehen, weil sie nicht mehr oder noch nicht mitgehen können auf dem Weg ihrer eigenen Erlösung.
Wir tragen den Herrn mit im Bild des Gekreuzigten und in der Gestalt des Brotes. Unsere Sehnsucht nach Erlösung wird vom Erlöser selbst begleitet. Wir feiern unsere Erlösung und die der ganzen Welt.

Warum feiern wir Fronleichnam am zweiten Donnerstag nach Pfingsten?

Fronleichnam ist das Hochfest des Leibes und Blutes Christi. Wir feiern es an einem Donnerstag, weil es an den Gründonnerstag oder auch hohen Donnerstag erinnert. Jesus feierte mit seinen Freunden das letzte Abendmahl und setzte die Eucharistie ein. Wegen der Ölbergnacht und des folgenden Karfreitags ist die Freude etwas getrübt. So feiert man ab 13. Jahrhundert regional und seit dem 15. Jahrhundert in der ganzen lateinischen Kirche dieses Hochfest. Es sollte am ersten festfreien Donnerstag gefeiert werden. Bis zur liturgischen Erneuerung nach dem II. Vatikanischen Konzil folgte auf die fünfzig Tage des Osterfestes eine Pfingstoktav, die mit dem Dreifaltigkeitssonntag abschloß. So war der darauf folgende Donnerstag der erste festfreie Donnerstag. Die Pfingstoktav gibt es nicht mehr, am Datum für das Fronleichnamsfest hat man aber festgehalten, also am 60. Tag nach dem Ostertag.


Beitrag veröffentlicht

in

, , , ,

von

Schlagwörter:

Kommentare

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.